Als das Kulmbacher Rathaus 1752 erbaut wurde, legten die Markgrafen besonderen Wert auf die prachtvolle Rokokofassade. Die Pläne dafür hatte der Bayreuther Hofbaumeister Joseph Saint-Pierre entworfen.
Bis heute ist die Fassade einzigartig, aufwendig und hin und wieder sanierungsbedürftig. Wie ein Blick ins Kulmbacher Stadtarchiv zeigt, bot das Wahrzeichen am Marktplatz vor genau 116 Jahren bereits ein ähnliches Bild wie heute.
Die Schmuckfassade ist auf dem historischen Foto von 1895 hinter einem großen Gerüst versteckt. Genauso wie heute kümmerten sich Fachleute darum, die Rokoko-Pracht zu erhalten.
Oben am geschweiften Giebel stehen links und rechts nach wie vor zwei Statuen mit Buch beziehungsweise Waage in der Hand, die die Weisheit und die Gerechtigkeit verkörpern. Denn der Stadtrat soll in dem Gebäude stets nur weise und gerechte Entscheidungen treffen, lautete der Wunsch der Erbauer.
Oberhalb des Rathausbalkons ist das alte Stadtwappen zu sehen, in dem der Löwe der Andechs-Meraner und das Schild der Hohenzollern abgebildet sind.
An den Säulen neben dem Eingangsportal sind die beiden Längenmaße Fuß und Elle in die Mauer eingelassen, die früher auf dem Kulmbacher Markt verwendet wurden. Das Eisen in der linken Säule zeigt den Kulmbacher Fuß, der 29 Zentimeter lang ist. Rechts neben dem Eingang ist die 83 Zentimeter große Kulmbacher Elle zu sehen.
Ob die Rathaussanierung 1895 eine ebenso kostspielige Angelegenheit war wie heutzutage, ist indes nicht überliefert.