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„Die Sonntage rechnen sich nicht“

"Einzelhandel"

Der Handel muss sich auf veränderte Gewohnheiten seiner Kunden einstellen. Zur Frage der Öffnungszeiten gibt es aber nach wie vor unterschiedliche Meinungen. In der Zusammenarbeit mit der Stadt läuft nicht alles rund.


Die Einzelhändler in Kulmbach wollen mit Beratung und Service punkten.

Die Einzelhändler in Kulmbach wollen mit Beratung und Service punkten – so auch bei der Firma Haushaltswaren Dörnhöfer. Unser Bild zeigt Verkäuferin Christine Helbig (rechts) im Kundengespräch.

Als Partner möchten sie sich alle gerne sehen. Aber um sich gleichberechtigt auf Augenhöhe begegnen zu können, fehlt noch einiges: Beim Gespräch zwischen Vertretern des Einzelhandels und Oberbürgermeister Henry Schramm wurde schnell deutlich, dass die Beteiligten ganz unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie sich die Probleme des Handels lösen lassen.

Die Probleme selbst ähneln sich überall: Veränderte Arbeits- und Lebensgewohnheiten passen oft nicht mehr mit den traditionellen Ladenöffnungszeiten zusammen. Das Internet zieht zunehmend Käufer aus dem klassischen Handel ab und nicht jede Aktion zur Verkaufsförderung entpuppt sich als wirklich erfolgreich. So war sich die Gesprächsrunde beispielsweise darin einig, dass das „Mitternachts-Shopping“ im August eine feine Sache war, während die verkaufsoffenen Sonntage lange nicht mehr den Erfolg bringen, den man sich einst von ihnen versprochen hat.

„Die Sonntage rechnen sich nicht“, sagt Uwe Windisch, Vorsitzender des Vereins „Unser Kulmbach“. „Da kommt mal einer, der sich die Brille richten lässt und einer, der Geld für den Parkautomaten gewechselt haben will…“

Dass der verkaufsoffene Sonntag eher ein „Zeitvertreib“ für die Einzelhändler sei, meint auch Alexandra Hofmann (Parfümerie Benker).

Dennoch will die Stadt Kulmbach zum „Tag der Franken“ im Juli 2010 sowohl am Samstagabend als auch am Sonntag das Einkaufen ermöglich. Denn auch das steht für alle Händler fest: Bei solchen Sonder-Aktionen wird das Geschäft mit den auswärtigen Kunden gemacht.

André Wagner, der neue „fritz“-Centermanager, ist davon überzeugt, dass die Samstagnachmittage wichtig sind. „Die Leute haben keinen klassischen Acht-Stunden-Tag mehr mit Feierabend um 16 Uhr“, sagt er. „Sie wollen am Samstag einkaufen, wenn sie frei haben.“ Das bestätigt auch Thomas Mücke, Inhaber des gleichnamigen Schuhhauses. Gerade jene Leute, die mehr als acht Stunden arbeiten und dabei gut verdienen, seien die Kunden, an die sich sein gehobenes Angebot richtet. „Für diese Kunden brauche ich längere Öffnungszeiten.“

Für die Zukunft, so meinen die Händler ebenso wie OB Schramm, sei auch Imagewerbung wichtig. Mit dem Einkaufsführer hat „Unser Kulmbach“ schon einen wichtigen Schritt gemacht, betont Uwe Windisch: „Der macht deutlich, dass wir in Kulmbach einen guten Mix haben.“

Uneins sind sich Oberbürgermeister und Händler hingegen in der Frage, ob die Stadt genug tut, um den Handel zu unterstützen. Schramm verweist darauf, dass die Stadt bis zu 30.000 Euro im Jahr investiert, um für Kulmbach zu werben, und lässt anklingen, dass ihm das Engagement der Geschäftsinhaber in dieser Sache noch ausbaufähig erscheint.

Uwe Windisch kontert, dass „Unser Kulmbach“ ein noch kleiner Verein sei, der seinen Mitgliedsbeitrag bewusst niedrig gehalten habe, um möglichst vielen Händlern die Mitgliedschaft zu ermöglichen. Das Budget lasse kostspielige Aktionen nicht zu. Zudem beharren seiner Ansicht nach noch zu viele Kollegen auf dem Standpunkt „Ich warte erstmal ab, was der Verein macht…“. Einigkeit allerdings besteht darin, dass diejenigen, die am meisten von Imagekampagnen und Aktionen profitieren, sich am wenigsten an deren Finanzierung beteiligen: Mehr Engagment der Gastronomie wäre durchaus willkommen.

Dass in der Innenstadt ein Lebensmittelladen fehlt, stellt nicht nur Adi Dörnhöfer (Haushaltwaren Dörnhöfer) fest. Er und seine Kollegen sehen hier durchaus eine gewisse Bringschuld bei der Stadt. Henry Schramm hingegen verweist darauf, dass die Stadt weder auf Mietvorstellungen noch auf Umsatzerwartungen von geeigneten Firmen einen Einfluss hat. Ein Problem, dass man auch im „fritz“ kennt: Noch immer läuft dort die Suche nach einem zugkräftigen Mieter für die frühere ProMarkt-Fläche.

In der Zusammenarbeit zwischen dem Verein „Unser Kulmbach“ und dem „fritz“-Management gibt es, so die übereinstimmende Meinung, noch einiges zu verbessern. Prinzipiell bekundet der Center-Manager die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Uneins ist man sich aber noch darüber, welches Gewicht die Center-Stimme im Verein dann haben soll. Ein klärendes Gespräch steht ganz oben auf der Liste der Vorsätze für 2010.

Quelle:
- Bayerische Rundschau vom 10.12.2009
- Foto: Dagmar Besand

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