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Aus Prinzip gut

Wenn die Stadt Kulmbach heute ihren Wirtschaftspreis verleiht, stehen zwei Unternehmen im Mittelpunkt, deren Gründer Pioniergeist bewiesen haben: die Firma Ireks, 1856 von Johann Peter Ruckdeschel aufgebaut, und Konrad Micro Drill, dessen Geschäftsführer Konrad Friedrichs für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird.


Jeder hat gerne frisches Brot auf dem Tisch. Mit Backzutaten und Braumalzen macht die Ireks-Gruppe über 400 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Ihren Hauptsitz hat die Ireks immer noch in Kulmbach.

Zwei Betriebe, die unterschiedlicher kaum sein könnten: die Ireks, die sich auf Backzutaten für Bäcker und Konditoren, Braumalze, Aromen, Speiseeis und Agrarhandel konzentriert und in ihrer über 150-jährigen Geschichte den Ruf Kulmbachs als Lebensmittelstandort mitbegründete. Die KMD, die sich auf Präzisionswerkzeuge spezialisiert hat. Eine Gemeinsamkeit haben sie dennoch: Beide sind von Kulmbach aus weltweit tätig.

Die Ireks- Gruppe beschäftigt 2300 Mitarbeiter rund um den Globus - 800 in Kulmbach - und arbeitet mit Kunden aus mehr als 90 Ländern zusammen. Der Familienname der Gründer steckt noch im Begriff Ireks: Johann Ruckdeschel (und) et Söhne (aus) Kulmbach. Noch heute gehören Mitglieder der Gründerfamilie, Hans Albert Ruckdeschel und Stefan Soiné, der Geschäftsführung an. Der Kulmbacher Bäckermeister und Brauer Johann Peter Ruckdeschel errichtete Mitte des 19. Jahrhunderts nach einem Amerikabesuch seinen Mälzerei- und Brauereibetrieb. Sein Sohn Johann Andreas Ruckdeschel entwickelte das mehlförmige Backmittel „Ruckdeschel's Milliose". Später kommen zur Produktpalette ein Fertigsauerteig, eine Feingebäcklinie und eine Backmischung hinzu. Ab 1998 wird am Hauptsitz eine neue, vollautomatische Backzutatenfabrikation betrieben, 2004 das Unternehmen Dreidoppel dazugekauft. Heute besitzt die Ireks 19 Standorte - von Brasilien bis China. Auf die Frage, was der Wirtschaftspreis für das Unternehmen Ireks bedeutet, sagt Hans Albert Ruckdeschel: „Wir freuen uns darüber sehr. Es kommt darin eine parteiübergreifende, hohe Wertschätzung zum Ausdruck. Sie gilt Generationen aktiver und ehemaliger tüchtiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Seit 1978 gehört er der Geschäftsleitung an. Gemeinschaftlich führen heute Hans Albert Ruckdeschel, Stefan Soiné, Jürgen Brinkmann, Lutz Hager, Thomas Krupp und Robert Prause die Geschäfte.

Als „ein herausragendes Unternehmen" für Backmittel und Malz, das immer wieder am Standort Kulmbach investiert habe und wichtige Arbeits- und Ausbildungsplätze anbietet", bezeichnete Oberbürgermeister Henry Schramm die Ireks. Die Unternehmerfamilie engagiere sich zudem sozial und karitativ, ohne darum viel Aufhebens zu machen. Seinen Vorschlag für den diesjährigen Wirtschaftspreis nahm der Stadtrat einstimmig an.

Um den Wirtschaftsstandort Kulmbach hat sich auch Konrad Friedrichs nachhaltig verdient gemacht. Deshalb wird die Lebensleistung des 77-jährigen Unternehmers mit der silbernen Bürgermedaille gewürdigt. An der von ihm gegründeten Konrad Friedrichs KG ist er mittlerweile nicht mehr beteiligt, dafür an der Konrad Micro Drill. Ein weiteres Unternehmen mit dem Namen Friedrichs und 160 Beschäftigten sitzt in Mainleus und gehört seinem Sohn Arno. „Ich bin seit 1972, also gut 40 Jahren, im Werkzeuggeschäft", sagt der promovierte Ingenieur, der einst in Forschung und Entwicklung in Hamburg tätig war. Dort setzte er sich intensiv mit Anwendungen aus Hartmetall auseinander. Nach einer Zeit als Geschäftsführer einer Krupp-Tochterfirma, beschloss er sich mit drei Freunden selbstständig zu machen. „Wir wollten uns auf stabförmige Hartmetallprodukte spezialisieren, die sich kostengünstiger herstellen lassen", schildert er die Anfänge seiner Unternehmertätigkeit. „Wir waren wie ein vierblättriges Kleeblatt." Einer der Mitgesellschafter, Friedrichs zufolge ein „hochintelligenter Verkäufer", hatte familiäre Beziehungen nach Kulmbach. So kam Friedrichs 1986 ins ehemalige Zonenrandgebiet, wo es für Unternehmer Zulagen und Zuschüsse von Bund und Land gab. Trotzdem war der Neustart nicht einfach für die Hartmetallfirma, jedoch halfen Banken, Stadt und Landkreis, sie zu erhalten.

Friedrichs jetzige Firma stellt heute millimeterdünne Spezialwerkzeuge her. Sie werden zur Herstellung von kleinsten Bauteilen für Computer, Fernseher oder Handys gebraucht. „Viele zweifelten, dass das Zukunft hat, aber das Gegenteil ist der Fall. Es wäre ein Fehler gewesen, sie nicht zu machen." Er ist überzeugt, dass der Siegeszug der Hartmetallbranche und ihrer Produkte noch nicht zu Ende ist.

Friedrichs, der Schiffbau und Flugzeugbau studiert hat, denkt noch nicht ans Aufhören. „Ich habe noch keine Probleme, aber es ist auch nicht alles von mir alleine abhängig. Auf einmal macht man Dinge, die man vorher im Leben noch nie gemacht hat." Und so erfüllt es ihn mit Stolz, dass ihn die Stadt ehre, in der er seit bald dreißig Jahren lebe. Einen zweiten Wohnort hat er dennoch - näher an der Autobahn, damit er schneller am Flughafen ist.

INFO: Der Preis wird seit 2009 alle zwei Jahre verliehen. Wirtschaftspreisträger der Vorjahre waren die Firmen Roche und Ago. Die Ehrung ist nicht dotiert, überreicht werden ein geflügelter Merkur aus Bronze und eine Urkunde.


Quelle:
- Nordbayerischer Kurier vom 08.05.2013
- Foto: red

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