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Feier im kleinsten Kreis

"Politik"

Die zentrale Feier zum Mauerfall stieß auf geringe Resonanz. Zahlreiche Redner unterstrichen die Vorteile und Chancen durch die Wiedervereinigung.


Landrat Klaus Peter Söllner

„Der 9. November 1989 war ein Tag der Euphorie, den ich nie vergessen werde.“ Landrat Klaus Peter Söllner

Selten zuvor hat ein solch bedeutsames Jubiläum so wenig Resonanz gezeitigt: Der zentralen Feier zum 20. Jahrestag des Mauerfalls auf der Plassenburg wohnten nur rund 60 Teilnehmer bei – die Festredner eingerechnet. Dabei hatten die Stiftungen Friedrich Naumann und Thomas Dehler rund 300 persönliche Einladungen versandt: Vornehmlich an Kommunalpolitiker aus Städten, Gemeinden und dem Kreistag. Bis auf wenige Ausnahmen wie dem Kupferberger Bürgermeister Herbert Opel und dem ehemaligen stellvertretenden Landrat Erhard Hildner zeigten die Eingeladenen der Veranstaltung die kalte Schulter.

Wolfram Brehm

„Volkswirtschaftlich war die Einheit ein Erfolg.“ Wolfram Brehm von der IHK.

Und so sprach die bayerische Wirtschafts-Staatssekretärin Katja Hessel´vor einer Handvoll Zuhörer. In einer mit persönlichen Eindrücken garnierten Rede unterstrich sie, dass die friedliche Revolution des 9. Novembers vornehmlich die Leistung der ostdeutschen Bevölkerung gewesen war: Ihr Verdienst sei gar nicht hoch genug zu bewerten, denn der Mauerfall sei als eine Chance für die Zukunft zu bewerten. „Ohne ihn hätten wir heute sicher nicht dieses friedliche Europa.“

OB Henry Schramm

„Der Fall der Mauerwar ein Glücksfall für Deutschland und die Menschen in diesem Land.“ OB Henry Schramm.

Die Staatssekretärin verhehlte nicht, dass es auch heute nach 20 Jahren Probleme gebe wie das Lohnkostengefälle oder unterschiedliche Förderkulissen. Und oftmals werde im Alltag noch unterschieden zwischen „hüben und drüben“ sowie zwischen „Ossis und Wessis“. Dennoch gebe es auch andere Wahrnehmungen, die Mut machen. „Ich habe mit Schülern gesprochen. Die kennen keine Unterteilung in Ossis und Wessis mehr.“

Mit dem Blick auf die Zukunft rief die FDP-Politikerin dazu auf, den Geist des 9. Novembers zu erhalten. Man solle nicht auf die Probleme schauen, sondern auf die Chancen, die die Wiedervereinigung beschert hat.

Professor Dr. Wolfgang Protzner

„Außer Korea und Kuba glaubt heute niemand mehr an den Kommunismus.“ Professor Dr. Wolfgang Protzner.

„Dieser Tag ist mir wie ein Wunder vorgekommen. Niemand konnte sich damals vorstellen, dass die Mauer fallen würde.“ Mit diesen Worten gab Thomas Hacker, der Fraktionsvorsitzende der FDP im bayer-ischen Landtag, seine Erinnerung en an den Mauerfall wieder. Auch er unterstrich die Leistung der ostdeutschen Bevölkerung, die für ihre Rechte auf die Straße gegangen ist. Der Abgeordnete wies aber auch auf andere Ereignisse hin, für die der 9. November als Synonym steht: Die Reichspogromnacht. Die Deutschen müssten die Lehren aus der Geschichte ziehen und sie als Mahnung verstehen, künftig Diktaturen unmöglich zu machen.

Demokratie statt Diktatur


In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kreiskuratoriums „Tag der Deutschen Einheit“ referierte Professor Dr. Wolfgang Protzner über das Thema „Demokratie und Freiheit statt kommunistischer Diktatur“. Unter Querverweis auf die historischen und weltanschaulichen Wurzeln stellte der Referent die beiden politischen Systeme gegenüber: Kommunismus und die Demokratie. Seit Lenin vor 92 Jahren mit seinen Bolschewiki die Macht an sich gerissen habe, habe sich der Kommunismus zu einer Staatsdiktatur entwickelt. Diese Staatsform aber verurteilte Professor Dr. Protzner wegen ihrer restriktiven Vorgaben. Professor Dr. Protzner wies auf die Volksaufstände gegen den Kommunismus in Ungarn, der ehemaligen Tschechoslowakei und in Ostdeutschland (17. Juni) hin, beleuchtete aber auch die Rolle der USA in der Weltpolitik. Seine Wertung fiel ambivalent aus: Einerseits hätten die Vereinigten Staaten die Grundlagen für den wirtschaftlichen Liberalismus gelegt, andererseits aber Fehler gemacht, indem sie sich zeitweise nicht um die Entwicklung in „bad old Europe“ gekümmert hätten. Für Deutschland aber sei es nach 1945 eine Gnade gewesen, auf Seiten des Westens zu stehen. Freiheit und Liberalismus fußten auf der abendländisch, christlich geprägten Kultur. Dem Kommunismus prophezeite Professor Dr. Protzner das nahende Ende: „Außer Korea und Kuba glaubt heute keiner mehr an den Kommunismus.“

Thomas Nagel

„Wir können jetzt unsere Zukunft nicht getrennt, sondern gemeinsam gestalten.“ Thomas Nagel.

Die wirtschaftlichen Effekte der Wiedervereinigung schilderte Wolfram Brehm von der Industrie- und Handelskammer. Nach seinen Worten haben sich viele Erwartungen erfüllt, aber auch Hoffnung seien geplatzt wie Seifenblasen. Nach der Grenzöffnung habe sich im Handel ein kurzer positiver Sondereffekt ergeben. Die Bevölkerungsdichte in Oberfranken sei seither um vier, die in ganz Bayern jedoch um zwölf Prozent gestiegen.

Thomas Hacker

„Dieser Tag ist mir wie ein Wunder vorgekommen.“ Thomas Hacker, der Fraktionsvorsitzende der FDP im bayerischen Landtag.

Bedenklich nannte Wolfram Brehm die Tatsache, dass viele andere Regionen in den letzten Jahren an Oberfranken vorbeigezogen seien. Der Strukturwandel habe sich beschleunigt. Heute stehe Oberfranken viel ausgewogener da, die zumeist von Familien geführten, mittelständischen Unternehmen seien gut aufgestellt.

Grußworte sprachen Kulmbachs OB Henry Schramm, Landrat Klaus Peter Söllner und Thomas Nagel als Forenleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung. Helmut Hammerschmidt, FDP-Kreisvorsitzender aus Sonneberg, schilderte die Wiedervereinigung aus Sicht eines Ost-Bürgers.

Quelle:
- Bayerische Rundschau vom 11.11.2009
- Fotos: Klaus Rössner

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