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Geruch ist kein Argument

"Stadtrat"

Wohl auch unter dem Eindruck der Atomkatastrophe in Japan stimmt der Stadtrat für eine Biogasanlage.

Das Rentamtsgässchen hinauf, an der Einfahrt vorbei, dann eine halbe Drehung rückwärts und vorsichtig geradeaus in den Garten – Gitta Kestel gehört zu den wenigen Kulmbachern, die im Altstadtzentrum wohnen und einen Parkplatz ihr eigen nennen. Den zu erreichen, erfordert in den engen Gassen allerdings fahrerisches Können, vor allem im Winter auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster.

Mitgefühl mit Japan: Oberbürgermeister Henry Schramm.

Dass eine Biogasanlage auch manchmal riechen kann, ist hinzunehmen, meint die Mehrheit im Stadtrat. Ein Antrag aus Katschenreuth darf jetzt in die nächste Runde gehen.

Die endgültige Entscheidung fällt erst, wenn der Bebauungsplan aufgestellt und das nötige Verfahren mit allen Möglichkeiten, Einspruch einzulegen, abgeschlossen ist. Trotzdem hat der Stadtrat eine Absichtserklärung abgegeben: Eine geplante Biogasanlage südlich von Katschenreuth hat gestern die erste Hürde genommen. Die planungsrechtlichen Voraussetzungen für das Projekt werden jetzt geschaffen. Die Entscheidung fiel nicht einstimmig. Allein die Befürchtung, die Anlage könne ab und an unangenehm riechen, reichte aber der Stadtratsmehrheit wohl auch unter dem Eindruck der Atomkatastrophe in Japan nicht für eine Ablehnung. Vor einem Jahr hatte das Gremium eine Solaranlage noch verhindert.

Horst Zahr, Bürger von Katschenreuth, brachte Bedenken aus dem Stadtteil vor. In der Anlage sollen laut der vorliegenden Planung Schweine- und Rindermist zu Gas vergoren werden. „Wir sind da schon belastet", betonte Zahr und führte die Kompostieranlage als ein Beispiel an, zwei in der Umgebung beheimatete Schweinemastanlagen als ein weiteres. Zahr befürchtet, dass nun auch Gerüchte aus der Biogasanlage dazukommen könnten, und kündigte schon im Vorfeld an, dem Vorhaben seine Stimme nicht zu geben.

Hans-Dieter Herold von den Grünen wollte das nicht so stehen lassen: „Wir haben seit etwa vier Tagen ein anderes energetisches Zeitalter. Es findet ein Umdenken in den Parteien statt." Die Geruchsbelästigung einer solchen Anlage könne sicher in Grenzen gehalten werden. Eine Biogasanlage könne sehr wohl ein wenig riechen, sagte Herold. Ein Atommeiler hingegen rieche nicht, habe aber dennoch seine Nachteile. „Das erleben wir gerade." Herold forderte eine verstärkte Konzentration auf die Förderung erneuerbarer Energien.

Die Bibel bemüht

Auch der Versuch der Unterstützung durch Professor Wolfgang Protzner für Zahr zog letztlich nicht, obwohl Protzner sogar die Bibel bemühte. Gott habe gesagt, er gebe den Menschen die samentragenden Früchte zur Nahrung, betonte er: „Die gibt er uns nicht zum Vergären und damit wir im Winter einen warmen Hintern haben."

Ingo Lehmann (SPD) signalisierte seine Zustimmung, erinnerte aber noch einmal daran, dass der Stadtrat eine ebenfalls in Katschenreuth geplante Photovoltaikanlage auf einem Feld abgelehnt habe. „Wir sind dafür, aber das hätte man eben auch mit dem Solarfeld machen müssen. Jetzt ist das leider vorbei, die Förderung ist ausgelaufen."

Am Ende fanden sich nur vier Stadträte aus der CSU, die die Biogasanlage bereits im Vorfeld stoppen wollten. Der gesamte restliche Stadtrat sprach sich dafür aus, dass der Antrag der Firma Seuß und Eschenbacher in die nächste Runde des Genehmigungsverfahrens gehen darf. Die Anlage soll mit nachwachsenden Rohstoffen und Rindergülle sowie Festmist betrieben werden. Mit dem daraus entstehenden Biogas soll im etwa zwei Kilometer von der Anlage entfernten Stadtteil Windischenhaig ein Blockheizkraftwerk betrieben werden. Gebaut werden soll die Biogasanlage in Nachbarschaft zur Kompostieranlage

Quelle:
- Nordbayerischer Kurier vom 18.03.2011
- Foto: Melitta Burger

www.nordbayerischer-kurier.de
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